Samstag, 20. September 2014
Über meinen Fast-Gastfamilienwechsel
Was anderen längst bewusst ist, muss mir erst klar werden:
Man kann nicht alles haben. Im realen Leben gibt es keine perfekte Lösung ohne Nachteile, was für eine Perfektionistin nur schwer zu akzeptieren ist. Daher war der Weg zu dieser Erkenntnis nicht unbedingt leicht, ich hätte sogar fast die Gastfamilie gewechselt...
Warum? Naja, in dieser Familie werde ich außer von meinem Papa so ziemlich ignoriert. Eine Zeit lang hab ich mich mit meinen Gastbruder Got ganz gut verstanden, aber das war wohl nur um an meine frühere beste Freundin Nut ranzukommen. Er war in sie verliebt, sie war in ihn verliebt, die ganze Sache war ziemlich offensichtlich. Aber Verliebten kleben ja immer Tomaten auf den Augen und deswegen hab ich versucht sie zu verkuppeln, einerseits weil sie echt niedlich zusammen sind und andererseits um meinem Gastbruder dadurch näherzukommen. Das Zweite hat auch so lange gut geklappt, bis ich sie tatsächlich zusammen gebracht hatte, danach bin ich wieder zu Luft geworden.
Außerdem verhindert meine Gastmutter mit all ihren Kräften, dass ich irgendwas von Thailand sehe. Meine Schwester (die Freundin ihres Sohnes) wollte mir Koh Samui, Chiang Mai, mehrere Tempel usw zeigen, meine Freunde könnten mich mit an den Strand, zu einer anderen Provinz nehmen oder mir nach der Schule irgendeinen Platz zeigen, aber nein, ,,Mama is not ok". Ausgehen ist für Frauen nämlich schlecht. Dann frage ich mich, welchem Geschlecht meine Mama angehört (in Thailand kann man sich ja nie so wirklich sicher sein^^), die jeden Tag irgendwo hinfährt um Freunde und Familie zu besuchen oder Foodshoppen zu gehen.
Auf der anderen Seite wohnen gegenüber zwei echt nette Mädchen in meinem Alter, die noch eine jüngere Schwester haben. Meistens geh ich von 18 bis 20 Uhr rüber und danach ruft mich Älteste manchmal noch an. Ehrlich gesagt finde ich echt bemerkenswert, mit was für einer Geduld Sie auf jeden noch so gestotterten und falschen Satz wartet um danach den Sinn zu erraten und mich zu verbessern.
Außerdem ist der Weg zur Schule kurz, ich bekomme 100bath Taschengeld pro Tag (ca 2,50Euro), habe WLan und Aircondition - alles nichts Selbstverständliches und Dinge, die ich in meiner anderen Familie nicht gehabt hätte. Aber Menschen neigen ja dazu sich auf das Schlechte zu fixieren, weshalb ich nachdem ich ausnahmsweise bei meiner Freundin schlafen durfte, unbedingt dort bleiben wollte. Daraus folgte dann ein langes hin und her zwischen meiner Betreuerin, mir - die vor Zweifeln und Unsicherheit kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte und überhaupt nicht mehr wusste was richtig und falsch ist - und der Familie meiner Freundin, bis meine Betreuerin das Ganze beendet hat, indem sie sagte, ich könnte nicht wechseln weil dadurch ein Loch ein Gots Herzen entstehen würde und er deswegen nicht nach Deutschland könnte. Für mich klingt das ja ganz stark danach, dass Got den Platz als Austauschschüler nach Deutschland mit YFU nur bekommen hat, weil sie selber eine Austauschschülerin aufnehmen, wenn ich nun aber gegangen wär...
Wie auch immer, nachdem ich akzeptiert hab hier keine Familie zu haben und es als ein Hotel, in dem ich alles selber machen muss, sehe, finde ich es hier ganz ok und ein Wechsel ist auch immer ein Risiko, bei dem in dem Fall mein Glück komplett von meiner Freundin abgehangen hätte- und thailändische Teenager sind nicht unbedingt die Menschen, die sich großer Verantwortung bewusst sind..

Die Weisheit dieses Beitrags hab ich bereits erwähnt, aber nochmal der Struktur wegen ^^ :
Du kannst nicht alles haben!
http://www.youtube.com/watch?v=Q0ikZwbQuQE
..aber der Song ist nicht unbedingt was für jeden Musikgeschmack :D Aber wer es mag, dem kann ich das Album Klassenfahrt nur empfehlen (lasst euch nicht vom Titel des ersten Lieds abschrecken ^^) : http://www.youtube.com/watch?v=3yr9RMLsZ0I&list=PL19AE37A813299CA0

Liebe Grüße aus Thailand c: